Change Letter No. 4

ich bin mir sicher, dass du auch das Gefühl kennst, dir etwas nicht zuzutrauen. Ich kenne dieses Gefühl auf jeden Fall nur zu gut und mir ist diese Woche bewusst geworden, wie ich diese Unsicherheit Stück für Stück überwinden kann. 

Am Dienstag war ich seit längerer Zeit mal wieder bei einem Panel mit dabei. Die Veranstaltung war ein Gründungscafé zum Schwerpunkt Female Entrepreneurship und für mich das erste Mal, dass ich in meiner neuen Rolle öffentlich über meine eigene Entwicklung als Gründerin gesprochen habe. Die letzten Monate waren gerade mental für mich alles andere als leicht, weil die Loslösung vom eigenen Unternehmen und die Suche nach der eigenen Identität bei mir mit sehr viel Unsicherheit, was meine eigenen Fähigkeiten angeht, verbunden war. Ich habe während des Abends aber immer wieder gemerkt, dass es mir wirklich Freude bereitet, anderen Menschen von meinem Weg zu erzählen und zu inspirieren. Ich habe wahrgenommen, dass mir die Arbeit mit Menschen, die sich auf ihrem ganz eigenen Entwicklungsweg befinden, Spaß macht und sich dieses Gefühl immer zeigt, wenn ich einfach im Tun bin.

Damit meine ich, dass ich noch so oft darüber nachdenken kann, wie es denn wäre, wenn ich (angehende) Gründer*innen auf ihrem Weg begleite, mir soundso viele verschiedene Szenarien vorstelle, wie ich etwas angehen kann. Am Ende gewinne ich immer Vertrauen in mich, wenn ich eine konkrete Sache ausprobiere und mache. Ich habe vor ein paar Monaten das Buch „Sich selbst vertrauen: Kleine Philosophie der Zuversicht“ von Charles Pépin (2019, S.47 ) gelesen und dieses Zitat entdeckt:

Am Anfang habe ich die Bedeutung dieses Satzes irgendwie nicht so nachvollziehen können. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich bewusst darauf geachtet habe, wann ich es schaffte, meine Unsicherheit zu überwinden. Und das war immer in den Momenten, in denen ich mich einer Aufgabe angenommen hatte bzw. einfach loslegte. Das klingt jetzt ziemlich banal, aber ist in der Praxis nicht unbedingt einfach. 

„Jedes Mal, wenn uns Zweifel überkommen, wenn wir Angst haben, etwas nicht zu schaffen, täten wir besser daran, durch Übung wieder Vertrauen zu fassen und unser Können zu vertiefen, statt ein hypothetisches mangelndes Talent zu beschwören.“ (Pépin, 2019, S. 45)

Keine*r von uns wird von Geburt an mit besonderen Talenten ausgestattet. Wer in einer Tätigkeit besonders gut ist, ist einfach sehr konsequent in dem, was er*sie tut. Ich habe selbst auch lange gebraucht, bis ich verstanden habe, dass unser Können sehr stark davon abhängt, wie viel wir üben und wie oft wir etwas gemacht haben. Denn genau diese Regelmäßigkeit stärkt uns und gibt uns Vertrauen in uns selbst. Natürlich gibt es externe Rahmenbedingungen und gesellschaftliche Gegebenheiten, die ein Können begünstigen und unterstützen. Ich habe diese Erfahrung vor allem im Gründungsumfeld gemacht, das nach wie vor Hetero-Cis-Männer favorisiert. Aber gerade deshalb finde ich es so wichtig, dass ich in meine Fähigkeiten vertraue und mich nicht automatisch kleiner mache.

Ich möchte dir zum Abschluss dieses Change Letters mitgeben, dass wir öfters Dinge machen sollten, vor denen wir viel Respekt haben und die wir uns gerade eigentlich nicht zutrauen. Vielleicht nimmst du dir das für die kommende Woche mal vor und probierst es aus 🙂